Johann Joachim Quantz

Musiker - Pädagoge - Instrumentenbauer

8. September 2023 bis 11. Februar 2024

»Quantz ist der Gott der Musik« – so schwärmte Kronprinz Friedrich 1732 über seinen Flötenlehrer in einem Brief an seine Schwester Wilhelmine von Bayreuth. Und tatsächlich ist der später am Hof Friedrichs II. wirkende Flötist und Komponist Johann Joachim Quantz (1697–1773) ein Phänomen. Als einer der ersten Musiker überhaupt bringt er Musikinstrumentenbau, eigene Kompositionen, Überlegungen zur Musikästhetik sowie Reflexionen zur musikalischen Interpretation zusammen. Er steht damit prototypisch für ein übergreifendes musikalisches Wirken, das sich heute in den umfassenden Forschungsfeldern des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz widerspiegelt. Den 250. Todestag im Jahr 2023 möchte das Musikinstrumenten-Museum des Instituts mit einer Ausstellung zum Leben und Werk von Johann Joachim Quantz würdigen. Sie wird von September 2023 bis Februar 2024 zu sehen sein. Im Zentrum der Ausstellung stehen die Flöten aus dem Besitz von Quantz und Friedrich II., die zu den wertvollsten Objekten des Berliner Musikinstrumenten-Museums zählen.

Quantz’ Bedeutung für die Fortentwicklung der Traversflöte kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mit seinen Überlegungen und Konstruktionen legte er die Grundlagen für die nachfolgenden Innovationen. Ebenso wegweisend sind seine Kompositionen, die die Traversflöte in Deutschland erstmals als Soloinstrument populär machen. All seine Beobachtungen und Erfahrungen zum Flötenbau, zur Instrumentalpädagogik und zur Musikästhetik fließen schließlich in einer der bedeutendsten Musikpublikationen des 18. Jahrhunderts zusammen: Quantz’ Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen, der 1752 in Berlin erschien.

Querflöte auch dunklem ebenholz mit Elfenbeinringen. Im Hintergrund eine schatulle mit Mittelstücken, ausgeschlagen mit grünem Samt
Querflöte in C, Johann Joachim Quantz zugeschrieben, Potsdam, Mitte 18. Jahrhundert, MIM-Kat.-Nr. 5076, Foto: Anne-Katrin Breitenborn.

Bedeutung Quantz' für Berlin

Die musikalische Ausbildung des preußischen Kronprinzen Friedrich und späteren Königs Friedrich II. von Preußen ist eng mit der Person von Johann Joachim Quantz verbunden. Beide lernten sich bereits 1728 kennen, als Quantz noch in Diensten des Dresdner Hofs stand. Friedrich erhielt die Erlaubnis, bei Quantz Flötenunterricht zu nehmen. Dies war der Beginn einer intensiven musikalischen Beziehung. Doch es sollte noch einige Jahre dauern, bis Johann Joachim Quantz von Dresden nach Berlin übersiedelte. Kurz nach der Thronbesteigung unterbreitete Friedrich II. Quantz 1741 solch ein lukratives Angebot, dass der sächsische Hof ihn für den preußischen Hof freigab. Als Cammercompositeur und Lehrer des Königs war er allein für das private Musizieren seines Dienstherrn zuständig. Quantz‘ Kompositionen für Traversflöte verleihen dem in seiner Zeit neuen Instrument einen besonderen Stellenwert, denn sie machten die Flöte in Deutschland erstmals als Soloinstrument populär. Seine frühesten Kompositionen zählen nach den Werken von Michel de la Barre und Michel Blavet zu den ersten Originalwerken für Traversflöte überhaupt. Spätere Kompositionen für König Friedrich II. waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und erhielten erst posthum größere Bekanntheit.

Hanschriftliches Blatt mit einer Grifftabelle für die barocke Querflöte
Querflöten-Grifftabelle von J. J. Quantz. Bildarchiv des Musikinstrumenten-Museums SIMPK. Foto: Jürgen Liepe

Das Hinzufügen einer zweiten Klappe, so dass nun Klappen für dis und es an der Traversflöte vorhanden sind, war Quantz‘ Erfindung und wichtig für seine Idee einer perfekten Intonation. Hierzu zählte auch ein Kopfstück mit Stimmzug und Korkschraube. All diese Merkmale einer Quantz’schen Traversflöte sind wegweisend für den nachfolgenden Flötenbau: Sie verbesserten die klanglichen und spieltechnischen Möglichkeiten und trugen zur Popularität der Flöte bei. Friedrich II. schätzte Quantz‘ Instrumente sehr und erwarb elf von ihm selbst gebaute Flöten.

Sein 1752 gedruckter Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen ist gleichzeitig eine Instrumentalschule und eine umfangreiche ästhetische Bestandsaufnahme der Musik seiner Zeit ist. Dieses Werk war Vorbild für nachfolgende Instrumentalschulen von Carl Philipp Emanuel Bach und Leopold Mozart. Seine Wirkung hält noch immer an – der Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen bildet bis in die Gegenwart eine der Grundlagen in der Ausbildung im Traversflöten-Spiel. Es ist für uns heute ein wertvolles Zeitdokument mit besonderer Relevanz, das Einblicke in die Musiktheorie, Musikpraxis und Musikästhetik seiner Zeit gibt. Quantz versucht darin, ganz im Sinne der Aufklärung, einen vielseitig gebildeten Musiker zu erziehen. In Berlin bewegte er sich ebenfalls in aufklärerischen Zirkeln: Von 1751 bis 1764 war er Mitglied des Berliner Montagsclubs und stand im Austausch mit Johann Georg Sulzer, Karl Wilhelm Ramler, Johann Friedrich Agricola, Gotthold Ephraim Lessing und Christoph Friedrich Nicolai. Somit ist Johann Joachim Quantz nicht nur zentral für die Entwicklung der Traversflöte und der Flötenmusik, sondern auch ein bedeutender Teil der Berliner Musik- und Stadtgeschichte, darüber hinaus auch der europäischen Salongeschichte.

Symposium

Finissage

nächste Kuratorenführung:
Freitag, 9. Februar 2024, 15 Uhr
Führungsgebühr € 3,–

Kontakt

Dr. Christian Breternitz

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

+49 30 254 81 148

E-Mail

Friedrich II. als Kronprinz, Kopie nach einem Gemälde von Antoine Pesne (um 1735). Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Foto: Jürgen Liepe

Weiterführende Links

Darstellung von Johann Joachim Quantz aus dem Gemälde Adolf von Menzel, Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Johann Joachim Quantz, Detail aus dem Gemälde von Adolf von Menzel (1850/52). Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Titelblatt in Braun mit schwarzer Schrift
Titelseite des "Versuchs einer Anweisung, die Flöte traversiere zu spielen". Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung
Braunes Notenblatt mit schwarzer Schrift
Johann Joachim Quantz, Concerto für Flöte, Streicher und Basso continuo, QV 5:174. Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung