Musikalische Interpretation im 19. und 20. Jahrhundert

Veranstaltungsdatum: 21.11.2024
Ort der Veranstaltung: Curt-Sachs-Saal, 19 Uhr

Kilian Sprau spricht über das Thema „Portamento und Co: Gleitende Tonhöhen als Stilmittel im Kunstgesang”.

Gestaltungselement im Treppenhaus des SIM

Das Portamento gehört zu jenen Gestaltungsmitteln expressiver Gesangskunst, die noch in der Aufführungspraxis des 19. Jahrhunderts ganz selbstverständlich gepflegt wurden, doch im Laufe des 20. Jahrhunderts nachhaltig an Wertschätzung einbüßten. Der Vortrag zeigt anhand historischer Aufnahmen und solcher jüngeren Datums, dass gleitende Tonhöhenübergänge, von Meister*innen ihres Fachs nuanciert eingesetzt, ein höchst wertvolles und subtiles Ausdrucksmittel darstellen. Gekonnt eingesetzt, bereichern sie nicht nur grundsätzlich die Schönheit des vokalen Vortrags, sondern begünstigen auch die Deutlichkeit der Darstellung, nicht zuletzt auf der wortsprachlichen Ebene, in Interaktion mit der Lautgestalt des gesungenen Worts. Im Fokus des Vortrags stehen die Gattungen Oper und Lied; unter den gewürdigten Sänger*innen befinden sich die Sopranistin Maria Callas, die Tenöre Enrico Caruso und Franz Völker sowie der in Opern- wie im Liedgesang gleichermaßen erfolgreiche Bariton Heinrich Schlusnus.

Kilian Sprau studierte Schulmusik, Musiktheorie und Klavier in München und Salzburg. Nach dem Studium war er freiberuflich als Liedbegleiter tätig (mehrere CD-Einspielungen liegen vor), außerdem in Forschung und Lehre aktiv (unter anderem Musikhochschule München, Universität Augsburg). 2019 übernahm er eine Professur für Musiktheorie an der Universität der Künste Berlin. Im Zentrum seines Interesses stehen Wechselwirkungen zwischen Musik und Sprache; sein vorrangiges Engagement gilt dem Kunstlied des 19. bis 21. Jahrhunderts. 2016 wurde er mit einer Dissertation zur zyklischen Liedkomposition um 1850 promoviert. 2022 habilitierte er sich mit einer Arbeit zum performativen Stilmittelgebrauch im spätromantischen Kunstgesang; Grundlage hierfür war ein von der DFG gefördertes Drittmittelprojekt (2018 bis 2022, Augsburg/Berlin). Von 2013 bis 2019 war er Mitherausgeber der Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie.

Dauer: 90 Minuten. Eintritt frei.

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