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Musikalische Interpretation im 19. und 20. Jahrhundert
Veranstaltungsdatum: 17.10.2024
Ort der Veranstaltung: Curt-Sachs-Saal, 19 Uhr
Martin Knust: Wortvortrag: Singend sprechen und sprechend singen
Für Sänger und Sängerinnen ist musikalische Interpretation stets doppelter Natur. In ihr vereinen sich die Wiedergabe von Musik und die Rezitation eines Textes. Welche Stimmtechniken und verschiedenen Arten der Tongebung in den vergangenen Jahrhunderten entwickelt wurden, darüber geben unter anderem Gesangsschulen und historische Tonträger Auskunft. Dieser Frage soll in der Präsentation von Martin Knust jedoch nur am Rande nachgegangen werden. Deren Kernfrage lautet hingegen: Wie klang es, wenn jemand im 19. und frühen 20. Jahrhundert sprach beziehungsweise einen Text singend gestaltete? Die erhaltenen Quellen legen nahe, dass es zahlreiche Unterschiede zu heutigen Gepflogenheiten gab und dass die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hinsichtlich der Rezitation und Deklamation des Deutschen eine Zeit großer Umwälzungen war. Hier spielten institutionelle, mediale und nicht zuletzt soziale Veränderungen eine Rolle. Anhand des erhaltenen Quellenmaterials rekonstruiert Knust eine Skala der unterschiedlichen Sprech- und Singstile im 19. Jahrhundert und veranschaulicht dies durch Tonaufnahmen bekannter deutschsprachiger Sänger und Schauspieler.
Martin Knust studierte Musikwissenschaft, Schulmusik, evangelische Theologie und Philosophie in Greifswald, an der HU Berlin und an der TU Dresden. M. A. 2000, Promotion 2006, Habilitation 2020. Tätigkeiten an der Universität Greifswald, TU Berlin, Universität Örebro, Universität Stockholm und der Königlichen Musikhochschule Stockholm von 2007 bis 2012. Seit 2013 Lektor für Musikwissenschaft am Institut für Musik und Bild an der Linnéuniversität in Växjö, von 2015 an Mitglied des dort ansässigen Forschungszentrums für Intermedialität und Multimodalität und seit 2022 Leiter eines Forschungsprojekts zur digitalen Musikproduktion, finanziert von der Stiftung der Familie Kamprad. Forschungsschwerpunkte: Oper und Musiktheater des 19. bis 21. Jahrhunderts (insbesondere Richard Wagner), nordeuropäische Musik von 1800 bis zur Gegenwart, Musik und politischer Journalismus, schwedischer Pop.
Dauer: 90 Minuten. Eintritt frei.