Musikalische Interpretation im 19. und 20. Jahrhundert

Veranstaltungsdatum: 11.07.2024
Ort der Veranstaltung: Curt-Sachs-Saal, 19 Uhr

Jo Wilhelm Siebert: Beethoven verzieren

Gestaltungselement im Treppenhaus des SIM

"Keine Änderung der Composition, keinen Zusatz, keine Abkürzung" dürfe man sich bei Beethoven erlauben. An dieses frühe Texttreuegebot seines Schülers Carl Czerny hat man sich über Generationen mit erstaunlicher Strenge gehalten und bereits die Idee, Verzierungen hinzufügen oder Fermaten auszieren zu wollen als historisch verfehlt und ästhetisch ungeziemend verurteilt. Erst in den letzten 20 Jahren besinnt man sich auf diese zu Beethovens Zeit durchaus gültige Interpretationspraxis, die wir bei Werken von Haydn und Mozart ja schon länger für unentbehrlich halten, und so findet sie sich zunehmend in Aufnahmen der Beethovenschen Klavierkammermusik und seiner Werke für Klavier solo. Mit zahlreichen Hörbeispielen und Transkriptionen der kleinen, mitunter aber auch größeren Textzutaten zeigt der Vortrag den sehr unterschiedlichen Umgang mit dieser interpretativen Freiheit: von motivisch unspezifischen Figuren bis zu thematischen Reminiszenzen und Vorausnahmen.

Jo Wilhelm Siebert. Studium Musikwissenschaft, Philosophie und Komparatistik in Berlin und London. Promotion an der TU Berlin mit einer quellenbasierten Analyse von Peter Maxwell Davies’ Orchesterwerk "Worldes Blis" (Hannover 2015). Seit 2009 in verschiedenen Funktionen am SIM.
Autor unter anderem des Kapitels "Rückbesinnungen auf instrumentale Verzierungspraxis im 20. und 21. Jahrhundert" in Band 3 der SIM-Reihe "Geschichte der musikalischen Interpretation im 19. und 20. Jahrhundert" (2022). Der Vortrag geht besonders in puncto Quellenbasis über diesen Text hinaus.

Dauer: 90 Minuten. Eintritt frei.

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