Musikalische Interpretation im 19. und 20. Jahrhundert: Ausdrucksmittel der Streicher im Wandel: Portamento und Vibrato

Veranstaltungsdatum: 16.03.2023
Ort der Veranstaltung: Curt-Sachs-Saal

mit Johannes Gebauer und Sebastian Bausch. Beginn: 19 Uhr

Gestaltungselement im Treppenhaus des SIM

Von Spohrs „Schönem Vortrag“ zum Portamento-Krieg an der Berliner Musikhochschule
Die Präsentation widmet sich nicht zuletzt der Frage des guten Geschmacks und seinen Grenzen. Anhand von zahlreichen Tondokumenten und weiteren Quellen erklärt Johannes Gebauer, welchen Wandlungen Portamento und Vibrato im 19. und 20. Jahrhundert unterworfen waren. Darf man bei romantischer Musik vibrieren? Ist das Herumgerutsche auf dem Griffbrett von Kaffeehausgeigern gar der Stil, den Schumann, Brahms und Bruch für ihre Musik erwarteten? Konnte sich das 20. Jahrhundert von Unarten der Vergangenheit befreien – oder gingen vielmehr wichtige Ausdrucksnuancen des 19. Jahrhunderts verloren? Können Tondokumente vom Beginn des 20. Jahrhunderts eine Tür zum 19. Jahrhundert öffnen? Und was hat es mit dem Portamento-Krieg an der Berliner Musikhochschule auf sich?
Gemeinsam mit Sebastian Bausch am Klavier demonstriert Johannes Gebauer unterschiedliche Portamento-Techniken und Vibrato-Strategien und zeigt, dass ein „Klassikervortrag“ des 19. Jahrhunderts eine differenzierte Verwendung dieser Ausdrucksmittel der Streicher voraussetzte.

Johannes Gebauer hat Musikwissenschaft am King’s College Cambridge und Barockvioline bei Simon Standage studiert. Ab 1993 war er musikwissenschaftlicher Mitarbeiter von Christopher Hogwood, während er jüngstes Mitglied der Academy of Ancient Music wurde. Ab 1995 studierte er an der Schola Cantorum Basiliensis, u. a. Kammermusik bei Christophe Coin. Er war Mitglied in diversen internationalen Ensembles der Alten Musik und hat bei zahlreichen CD-Produktionen mitgewirkt. 2007 gründete er das Camesina-Quartett, mit dem er mehrere CDs eingespielt hat. Seit 2012 arbeitet Johannes Gebauer in diversen Forschungsprojekten an der Hochschule der Künste Bern zur Interpretationspraxis des 19. Jahrhunderts und wurde 2017 mit einer Dissertation zu Joseph Joachims „Klassikervortrag“ an der Universität Bern summa cum laude promoviert, die Arbeit erscheint im Verlag Beethoven-Haus Bonn. Zur Zeit forscht er an Aufführungsmaterialien des 19. Jahrhunderts, während er weiterhin als Geiger tätig ist.

Sebastian Bausch erhielt seinen ersten Orgelunterricht an der Benediktiner-Abtei Neresheim. Durch ein Jungstudium bei Robert Hill an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau konnte er sich früh auf historische Tasteninstrumente spezialisieren. An der Schola Cantorum Basiliensis erwarb er Master-Abschlüsse für Cembalo und Orgel (mit Auszeichnung). Zusätzlich studierte er bei Christoph Sischka an der Musikhochschule Freiburg modernes Klavier. Seit 2012 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im SNF-Forschungsprojekt von Kai Köpp „Die Idee des Componisten ins Leben zu rufen“ an der Hochschule der Künste Bern. In diesem Rahmen schließt er gegenwärtig eine Dissertation über Klavierrollen-Aufnahmen des Pianisten Carl Reinecke ab. Neben seiner Forschungstätigkeit konzertiert er regelmäßig als Solist und ist Mitglied mehrerer auf historische Aufführungspraxis spezialisierter Ensembles. Sein besonderes Interesse gilt darüber hinaus dem mehrhändigen Klavierspiel. Er ist Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe und wirkte an verschiedenen CD- und Rundfunkproduktionen mit (SRF, SWR, SR).

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Eintritt frei.

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