Hausmusik:
Vergleichsinstrumente

Zu Jan Vermeer: Die Musikstunde

Oktavvirginal, 1. Hälfte 17. Jahrhundert
Oktavvirginal, 1. Hälfte 17. Jahrhundert, Joannes Ruckers. Fotos: Anne-Katrin Breitenborn

Mit dem Objekt MIM Kat.-Nr. 2232 verfügt das Musikinstrumenten-Museum Berlin über ein Instrument, das dem auf dem Gemälde dargestellten zunächst recht ähnlich sieht: Wie beim Muselaar liegt seine Tastatur rechtsbündig. Eine genauere technische Betrachtung offenbart jedoch ein kleines Oktavvirginal, das seitlich in ein Cembalo integriert ist. Das Kombinationsinstrument wurde im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts in Antwerpen von Joannes Ruckers gefertigt; der Name der Werkstatt findet sich in Form von Initialen in den Bleirosetten. Während Resonanzboden und Stimmstock mit südniederländischer Blumenmalerei gestaltet sind, präsentiert der Deckel, kunstvoll ausgeführt, mit der Bekehrung des Saulus, auch bekannt als Damaskus Erlebnis, eine biblische Szene.

Zum Gemälde von Jan Vermeer

Zu Gerard ter Borch: Das Konzert

Bass-Viola da gamba von Joachim Tielke (1641 - 1719)
Bass-Viola da gamba (Ende 17. Jh.) von Joachim Tielke (1641 - 1719). Foto: Jürgen Liepe

Im Besitz des Musikinstrumenten-Museums befindet sich eine Bass-Viola da gamba von Joachim Tielke (MIM Kat.-Nr. 4077), entstanden vor 1700 in Hamburg. Tielke wurde 1641 in Königsberg geboren. 1663 ging er zum Studium der Medizin und der Philosophie an die Universität nach Leiden, verzog dann aber wenig später nach Hamburg – der Heimatort seiner Ehefrau Catharina, die aus der bekannten Hamburger Instrumentenmacherfamilie Fleischer stammte. Tielke blieb den Niederlanden kulturell verbunden: Als Vorlage der dekorativen Gestaltung seiner Instrumente dienten ihm unter anderem Drucke des Bilderhauers und Architekten Hendrick de Keyser. Zumal vor dem Hintergrund enger Handelsbeziehungen zwischen Hamburg und dem westlichen Nachbarland wäre es durchaus vorstellbar, dass eine Tielke-Gambe zur Musizierstunde in Zwolle, Utrecht oder Amsterdam gelegentlich erklungen ist.

Zum Gemälde von Gerard ter Borch

Zu Silvestro Lega: Il canto di uno stornello

Pianino, A. F. Siegmund, Berlin, 1860
Pianino, A. F. Siegmund, Berlin, 1860. Foto: Anne-Katrin Breitenborn

Die in Berlin tätige Firma A. F. Siegmund gestaltete 1860 ein Pianino (Kat.-Nr. 4792), dessen gedrehte Klavierstützen an das Instrument auf Legas Gemälde erinnern. Es verfügt über einen Tonumfang von C1 bis a4, hat also 82 Tasten. Die aufrechtstehende Stoßmechanik verbirgt sich in einem Korpus, dessen Höhe derjenigen des Lega-Objektes vergleichbar ist. Das Siegmund-Pianino ist aus Mahagoni gefertigt – ein besonders edles, luxuriöses Tropenholz, das insbesondere bei Klavierbauern in England sehr beliebt war – und schwarz poliert.

Zum Gemälde von Silvestro Lega