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Die ältesten Klangräume der Menschheit
Veranstaltungsdatum: 05.06.2025
Ort der Veranstaltung: Curt-Sachs-Saal, 18 Uhr
Im Rahmen der Vortragsreihe "Musikalische Interpretation und Aufführungsräume der Musik" sprechen Anna-Friederike Potengowski und Arnd Adje Both über die akustischen Phänomene steinzeitlicher Höhlen und demonstrieren Nachbauten archäologischer Musikinstrumente.

Die Akustik altsteinzeitlicher Höhlen in Mittel- und Südwesteuropa ist seit den 1980er Jahren Gegenstand musikarchäologischer Forschung. Studien zeigen, dass bestimmte Höhlenmalereien mit markanten akustischen Eigenschaften wie Nachhall und Resonanz in Verbindung stehen können. Einige Höhlenbereiche wirken hingegen akustisch "tot", da sie fast alle Schallwellen absorbieren. Die Akustik kann sich bereits innerhalb weniger Meter stark verändern und ist schwer messbar, da jede Höhle individuelle Eigenschaften besitzt.
Zunächst wurden akustische Phänomene mit der Stimme erforscht, zunehmend kommen jedoch digitale Messverfahren zum Einsatz. Das Wechselspiel zwischen Höhlenakustik und prähistorischen Klanggeräten wie Lithophonen, Rasseln oder Knochenflöten ist bislang kaum systematisch untersucht. Dabei könnten starke Nachhallräume das Instrumentenspiel und dessen Wirkung erheblich beeinflusst haben – auch psychoakustisch.
Im Vortrag werden diese Themen mit Klangbeispielen auf Nachbauten steinzeitlicher Instrumente veranschaulicht. Neben der Akustik selbst tragen auch Höhlengeräusche und steinzeitliche Kunst zu einer immersiven musikalischen Annäherung bei. Eine kurze Klangreise am Ende gibt einen Eindruck altsteinzeitlicher Höhlenmusik.
Anna Friederike Potengowski studierte Querflöte in Dresden und an der UdK Berlin. Als Theatermusikerin arbeitete sie u.a. am Berliner Ensemble und an der Volksbühne. Sie konzertiert mit Ensembles wie „VentOs“, dem „Stahlquartett“ und „l’arte del mondo“.
Seit 2010 erforscht sie steinzeitliche Blasinstrumente – unterstützt von Institutionen wie der Universität Tübingen und dem Deutschen Musikrat. Sie spielte u.a. für das European Music Archaeology Project und veröffentlichte 2017 die CD edge of time. Konzertreisen führten sie ans Mozarteum Salzburg und nach New York. Sie arbeitet regelmäßig an archäologischen Fundstätten in Deutschland und Frankreich.
Arnd Adje Both ist Musikarchäologe in Berlin. Seit über 25 Jahren erforscht er prähistorische und vorspanische Musik, insbesondere in Europa und Mexiko. Er entwickelt multimediale Ausstellungen und spielt auf Nachbauten archäologischer Instrumente, um musikalische Eindrücke vergangener Kulturen erfahrbar zu machen.
Musikinstrumenten-Museum, Staatliches Institut für Musikforschung
10785 Berlin, Eingang Ben-Gurion-Straße
Beginn: 18 Uhr
Dauer: 90 Minuten
Eintritt: frei
Hinweis:
16.45 Uhr Hingehört! Tour durch die Akustikräume des SIM
Kosten: Museumseintritt + 3,- Euro Führungsgebühr