Musikalische Interpretation im 19. und 20. Jahrhundert: Die "tausend Nuancen": Artikulation, Dynamik und Agogik

Veranstaltungsdatum: 06.10.2022
Ort der Veranstaltung: Curt-Sachs-Saal

mit Hardy Rittner. Beginn: 19 Uhr

Gestaltungselement im Treppenhaus des SIM

Mit der Rede von den »tausend Nuancen«, die seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert immer wieder begegnete, waren die umfassenden, gleichsam unerschöpflichen Möglichkeiten des musikalischen Vortrags gemeint. Es waren Nuancen in Dynamik, Agogik, Artikulation und Klangfarbe, die sich nicht notieren ließen, die auch gar nicht alle notiert werden sollten – und an die sich der Vortragende in letzter Instanz nicht unbedingt zu halten brauchte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts notierten Komponisten zunehmend genauer, und dennoch wurde von dieser Position nicht grundsätzlich abgerückt. Komponisten wie Schumann, Chopin, Tschaikowsky und selbst Schönberg sind davon betroffen. Statt sich jetzt aber systematisch mit den klassischen Vortragsparametern zu befassen – ihrer gegenseitigen Abhängigkeit und ihrem Verhältnis zum notierten Text –, wollen wir ein großes konkretes Fallbeispiel erörtern: Chopins virtuose Klaviermusik. Laut Aussage von Hardy Rittner, mehrfacher ECHO-Preisträger, Professor für Klavier an der Musikhochschule in Freiburg, wird Chopins virtuose Klaviermusik in der Regel nicht angemessen interpretiert, und dafür sei eine Fülle von Entscheidungen in den Bereichen Dynamik, Agogik und Artikulation verantwortlich. Auf der Grundlage zahlreicher, zum Teil wenig bekannter Dokumente demonstriert Hardy Rittner ausführlich am Klavier, was er meint.

Hardy Rittner, geboren 1981, lehrt als Professor für Klavier und künstlerische Forschung an der Musikhochschule Freiburg. Neben der Arbeit am modernen Konzertflügel zählt insbesondere die historisch informierte Aufführungspraxis des 19. Jahrhunderts zu seinen Tätigkeiten. Für das Detmolder Label MDG hat er das gesamte Solo-Klavierwerk von Johannes Brahms auf originalen Instrumenten der Zeit aufgenommen, außerdem sämtliche Chopin-Etüden sowie das Klavierwerk Arnold Schönbergs. Seine Einspielungen wurden u. a. mit zwei ECHO-Klassik-Preisen ausgezeichnet. Rittner ist regelmäßig an den beim Bärenreiter-Verlag neu erscheinenden Chopin-Ausgaben beteiligt (»Hinweise zur Aufführungspraxis«, Fingersätze nach historischem Vorbild). Im Sommer 2021 wurde er mit einer größeren Studie zur Kantabilität bei Chopin zum Dr. phil. promoviert, die Arbeit ist soeben bei Bärenreiter im Druck erschienen.

Veranstaltungsdatum: 6.10.2022
Ort der Veranstaltung: Curt-Sachs-Saal
Beginn: 19 Uhr
Eintritt frei

Allgemeine Informationen zur Vortragsreihe
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Verantwortlich und immer dabei: Heinz von Loesch und Jo Wilhelm Siebert

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