Bereichsnavigation
SIM-Forschungskolloquium: A World Within A Room? Musizieren und Salonkultur im US-amerikanischen Parlor 1850-1950
Veranstaltungsdatum: 23.01.2024
Ort der Veranstaltung: Curt-Sachs-Saal
Referentin: Carola Bebermeier, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Beginn: 14.30 Uhr. Eintritt frei.

Die kulturelle Praxis, einen Salon zu führen oder zu besuchen, war Teil eines breiten Spektrums häuslicher Geselligkeiten des Bürgertum und in Europa ebenfalls der Aristokratie. Verschiedene Merkmale dieser Form von Geselligkeit finden sich auf beiden Seiten des Atlantiks. Eine wesentliche Adaption betraf jedoch den konkreten Ort, an dem die soziokulturelle Praxis stattfand. In US-amerikanischen Häusern gab es in der Regel keine Salons, „gute Stuben“, und nur in sehr exquisiten Häusern finden sich Drawing Rooms. Der typische Raum, in dem sich gesellige Aktivitäten im häuslichen Rahmen, und damit auch Salongeselligkeiten abspielten, war der Parlor. Dieser Raum hatte für die US-amerikanische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts eine zentrale Bedeutung, die sich von seinen europäischen Äquivalenten unterschied. Er galt als Repräsentant zweier Tugenden, die in der US-amerikanischen Gesellschaft von höchstem Rang waren: „gentility“ und „domesticity“ (Grier 1997).
In ihrem Beitrag diskutiert Carola Bebermeier die Funktion und Nutzung des Parlors anhand von Hausgrundrissen aus Women’s Magazines und Hausratgebern. Darüber hinaus werden unter Bezugnahme auf die zeitgenössische Etiquetten-Literatur einige für US-amerikanische Salongeselligkeiten typische kulturelle Praktiken erörtert, für die die Kulturhistorikerin Karen Halttunen den Begriff „genteel performances“ geprägt hat (Halttunen 1982), wobei insbesondere musikbezogene Praktiken, wie das Musizieren und Hören von Musik sowie das Tanzen, im Fokus stehen werden.
Nach einem Musik- und Geschichtsstudium an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und der Universität zu Köln (Abschlussarbeit: „Francesco Petrarca – Humanismus, Kultur und Musik“), begann Carola Bebermeier ihre Dissertation bei Prof. Dr. Melanie Unseld an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit dem Thema „Celeste Coltellini (1760-1828) – Lebensbilder einer Sängerin und Malerin“. Die Promotion wurde durch Stipendien der Universität Oldenburg, der Mariann Steegmann-Foundation sowie des DAAD gefördert und ist 2015 im Böhlau-Verlag erschienen. 2014/15 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Oldenburg und 2016 bis Ende 2018 in der gleichen Position an der Universität zu Köln angestellt. 2019 wechselte sie an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, an der sie zunächst im FWF-Projekt „Musical Crossroads. Musikkultureller Austausch Europa-USA 1800–1950“ arbeitete. 2022 erhielt sie eine Elise Richter-Stelle, um an ihrem Habilitationsprojekt „A World Within a Room? Musizieren und Salonkultur im US-amerikanischen Parlor 1850–1950“ zu arbeiten. Seit 2023 hat sie zudem eine Vertretungsprofessur an der Hochschule für Musik in Karlsruhe inne. Carola Bebermeier ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der Society of Global Nineteenth Century Studies (SGNCS) und widmet sich in ihrer Forschung dem interdisziplinären und internationalen Austausch mit einem besonderen Fokus auf den musikkulturellen Praktiken der Oper, des häuslichen Musizierens, musikkulturellen Transferprozessen sowie den Beziehungen zwischen visuellen und auditiven Kulturen.
14.30 bis 16 Uhr
Eintritt frei