SIM-Forschungskolloquium: Varianten versus Variationen. Eine kleine Problemgeschichte der Musiktheorie im 20. Jahrhundert

Veranstaltungsdatum: 01.02.2022
Ort der Veranstaltung: Online-Veranstaltung per Webex. Anmeldungen unter presse@sim.spk-berlin.de

Lukas Michaelis geht der Geschichte des formanalytischen Variantenbegriffs im 20. Jahrhundert nach. 14.30 Uhr bis 16 Uhr.

Glasbausteine im Musikinstrumenten-Museum

Der Begriff „Variante“ ist in der Musikwissenschaft im deutschsprachigen Raum mehrfach konnotiert: Der ursprünglich aus der Philologie stammende Terminus wurde um 1800 als Fremdwort für „abweichende Lesart“ aus dem Französischen ins Deutsche übernommen und hat sich in diesem Sinne bis heute in der musikphilologischen Praxis erhalten. In der Harmonielehre spricht man hingegen seit Hugo Riemann bei gleichnamigen Dur- und Molldreiklängen von Varianten bzw. Variantklängen, und die Musikethnologie kennt den Variantenbegriff schließlich im Kontext verschiedener „Versionen“ von Volksliedern, welche nicht als einem Original untergeordnete Ableitungen, sondern als untereinander gleichwertige Ausprägungen verstanden werden.  

Eine besondere Bedeutung nimmt der Variantenbegriff innerhalb der musikalischen Formanalyse ein. Im Vortrag soll der Geschichte des formanalytischen Variantenbegriffs im 20. Jahrhundert nachgegangen werden, von seiner ersten Kanonisierung durch Theodor W. Adorno bis hin zu ausgefeilten Variantentechnik-Konzepten der Musiktheorie im späten 20. Jahrhundert. Als Gegenbegriff zu den etablierten Kategorien der „Variation“ und „motivisch-thematischen Arbeit“ lassen sich anhand der „Variante“ einige Diskurse der Musiktheorie im 20. Jahrhundert nachverfolgen, in der nicht Suche und Nachweis von „musikalischer Logik“ im Fokus stehen, sondern das Etablieren neuartiger, weniger logozentrisch ausgerichteter Theorie musikalischer Form. 

14.30 bis 16.00 Uhr
Teilnahme kostenfrei

Die Veranstaltung findet per Webex statt
Anmeldungen bitte bis 31.1.2021, 14.00 Uhr, unter presse@sim.spk-berlin.de

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