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Mittwochskino: F. W. Murnau – Tabu
Veranstaltungsdatum: 05.11.2025
Ort der Veranstaltung: Musikinstrumenten-Museum, 18 Uhr
Jörg Joachim Riehle begleitet F. W. Murnaus letzten Film live auf der Mighty-Wurlitzer-Theaterorgel.

Reri und Matahi leben als junges Paar glücklich auf einer abgeschiedenen Südsee-Insel. Doch ihre Liebe wandelt sich zu einer Tragödie als Reri zur heiligen Jungfrau der Götter ihres Volkes bestimmt wird und damit für alle Männer tabu ist. Die zwei Liebenden fliehen von ihrer Insel in eine Perlenhandelsstadt. Dort arbeitet Matahi als Perlentaucher. Doch auch hier sind Reri und Matahi nicht sicher…
Das Drehbuch schrieb F. W. Murnau zusammen mit den zwei erfahrenen Dokumentarfilmern Robert J. Flaherty (NANUK, DER ESKIMO) und Edgar G. Ulmer (MENSCHEN AM SONNTAG). Aufgrund von Differenzen bezüglich der Inszenierung verließ Flaherty das Projekt während der Dreharbeiten. Mit seinem Privatvermögen, ausschließlich Laiendarsteller*innen und an Originalschauplätzen auf Bora Bora und Tahiti gedreht, verwirklichte Murnau mit dem Liebesdrama TABU seinen letzten Film genau nach seinen Vorstellungen. Die Premiere des Films am 18. März 1931 erlebte Murnau allerdings nicht mehr. Der Regisseur verstarb wenige Tage vorher an den Folgen eines Autounfalls. Bei den Academy Awards 1931 wurde TABU in der Kategorie „Beste Kamera“ (Floyd Crosby und Robert J. Flaherty) ausgezeichnet.
„Eine außergewöhnliche poetische und stimmungsstarke Mischung aus Spielfilm und ethnografischer Studie, einfühlsam und taktvoll.“ (Lexikon des internationalen Films)
In Anbetracht aktueller Debatten um die Dekonstruktion kolonialer Bilder ist TABU über seinen filmwissenschaftlichen Wert hinaus ein interessanter Forschungsgegenstand. Dazu schreibt die Autorin Catherine Repussard, dass Murnau bereits 1931 die Zerstörung der außereuropäischen Kulturen unter dem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einfluss Europas anprangerte. Jedoch inszenierte Murnau auch die Neigung zur Selbstzerstörung jener „Naturkulturen“ (Donna Haraway). Der Versuch, sich zu emanzipieren, im Film durch die verbotene Liebe zwischen dem jungen Perlentaucher Matahi und der wunderschönen jungen Reri symbolisiert, bricht das vom Priester Hitu ausgesprochene Tabu und kann dadurch nur mit dem Tode enden. TABU inszeniert so zwar die Verwerfung der okzidentalen Modernität, stellt aber auch die Werte der Tradition bzw. der Rückkehr zum Ursprünglichen in Frage. (Mehr hierzu in dem Aufsatz "Mythe et colonies dans l’Allemagne de Weimar. Tabu, eine Geschichte aus der Südsee de F. W. Murnau")
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau, DE/US 1931, 87 Minuten, mit Reri, Matahi, Hitu
Ein Film aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (www.murnau-stiftung.de) in Wiesbaden.
Die Mighty Wurlitzer-Theaterorgel des Musikinstrumenten-Museums gehört zu den größten Instrumenten noch erhaltenen Instrumente ihrer Art in Europa. 1929 erwarb sie Werner Ferdinand von Siemens, der Enkel des Firmengründers, von der Rudolph Wurlitzer Company in North Tonawanda, NY. Sie besitzt vier Manuale, 1228 Pfeifen und mehr als 200 Register. Hinzu kommt eine große Anzahl an Schlag- und Effektinstrumenten. Donnergrollen und Vogelzwitschern, Sirenengeheul und Glockengeläut – die Klangpalette der Mighty Wurlitzer kann sich hören lassen.
Mehr über die Mighty Wurlitzer-Theaterorgel des MIM erfahren Sie hier
Beginn: 18 Uhr
Eintritt: 10 Euro
Kartenvorbestellung unter 030.254 811 78 oder kasse@mimpk.de