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Piazzolla 2021 – Musical Cultural Transfer Argentina–Europe
No sólo el tango ...
Unter dem Motto „Piazzolla 2021 – Musical Cultural Transfer Argentina–Europe“ fand Anfang November 2021 ein international besetztes Online-Symposion unter der Leitung von Simone Hohmaier (SIM) und Ulrike Mühlschlegel (IAI) sowie unter tatkräftiger Mitwirkung von Diana von Römer und Kristin Wolter (IAI) statt und setzte damit die 2019 mit einer Ausstellung zum Bandoneon begründete Zusammenarbeit des Ibero-Amerikanischen Instituts und des Staatlichen Instituts für Musikforschung fort. Ein Schwerpunkt lag dabei – erwartungsgemäß – auf Untersuchungen zum Tango in all seinen Facetten.
Stefan Drees (HfM Hanns Eisler, Berlin) widmete sich Tango-Adaptionen in der europäischen Kunstmusik vor 1930, Benedikt Brilmayer (SIM) beleuchtete den Weg des Bandoneons von Krefeld nach Argentinien und – als Signum des argentinischen Tangos – zurück nach Europa und Haydee Schvartz (UNA Buenos Aires) präsentierte die vom amerikanischen Pianisten Yvar Mikhashoff begonnene und von ihr fortgeführte Sammlung zeitgenössischer Tango-Kompositionen (https://library.buffalo.edu/music/collections/pdf/ubmu-guides-mikhashofftangossupplement.pdf), aus der Luis Menacho (IHAAA, Buenos Aires) Kompositionen von Mariano Etkin und Gerardo Gandini vorstellte. Im Fokus standen mit Vorträgen von Elke Steinhauser (Universität Tübingen), Juan María Solare (Hochschule für Künste Bremen), Christina Richter-Ibáñez (Universität Tübingen) und Elaine Fitz Gibbon (Harvard University) Werke Ástor Piazzollas und Mauricio Kagels, deren Geburtstage Anlass des Symposions waren sowie zur Frage des musikalischen Kulturtransfers bei inzwischen zu Klassikern der argentinischen Musik gewordenen Komponisten wie Alberto Ginastera oder Juan Carlos Paz (Simone Hohmaier, SIM, Björn Heile, University of Glasgow). Und neben historischen Untersuchungen wie Nolan Sprangers (Univ. of Toronto) Beitrag zur Wagner- und Strawinsky-Rezeption in Südamerika und Julius Reder Carlsons (Mount Saint Mary’s University, Los Angeles) Beleuchtung europäischer Einflüsse auf die Musik des argentinischen Sing-Songwriters Atahualpa Yupanqui lag ein weiterer Schwerpunkt auf zeitgenössischen Komponisten: Helena Bugallo (Musik-Akademie Basel) widmete sich der Komposition „Jodeln“ des argentinischen Komponisten Erik Oña und drei facettenreiche Vorträge von Diego Andrés Prigollini (Conservatorio Ástor Piazzolla, Buenos Aires), Alfredo Corral (Universidad Nacional de las Artes, Buenos Aires) und Iyán F. Ploquin (Universidad de Oviedo) fokussierten Kompositionen des in Bremen lebenden argentinischen Komponisten Juan María Solare und dessen vielfältigen Beziehungen sowohl zur argentinischen als auch europäischen Musikkultur.
Während Esteban Buch (EHESS, Paris) in seiner Keynote die Versuche von Wissenschaftler:innen, historischen Ereignissen durch zeitliche und räumliche Strukturen einen Sinn zu geben problematisierte und dabei die Asymmetrie faktischer oder fiktiver kultureller Lebenswege betonte, stand am Ende dreier anstrengender, aber lohnender Webex-Konferenz-Tage die Erkenntnis, dass eine möglichst genaue Kontextualisierung und das akribische Studium der Quellen unabdingbare Voraussetzungen für eine zielführende – und respektvolle – Untersuchung musikalischer Kulturtransfers sind. Es gibt also noch viel zu tun: Fortsetzung folgt!