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Musikalische Interpretation im 19. und 20. Jahrhundert
Veranstaltungsdatum: 05.12.2024
Ort der Veranstaltung: Curt-Sachs-Saal, 19 Uhr
Corinna Herr spricht über das Thema „Musikalische Interpretation im digitalen Raum: Klassische Musik bei YouTube”.
Die Präsenz des World Wide Web hat in den letzten 20 Jahren für die Musik neue Vermittlungsstrategien und Strukturen erzwungen, aber auch ermöglicht. Plattformen wie Spotify, die Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker oder Met Opera on Demand sind inzwischen wichtige Marktsegmente. Diese Entwicklung ist signifikant für alle, die sich mit Musik, ihrer Entwicklung, ihrer Präsentation und Rezeption beschäftigen.
Auch die traditionell das Live-Erlebnis als allein angemessene und genuine Form der Aufführungspraxis ansehende, „klassische” Musik hat sich im letzten Dezennium stärker auf dem digitalen Medium präsentiert. Munter tummeln sich bei YouTube Sängerinnen in Barockkleidern auf Berliner Bahnhöfen, spielen Pianisten Bach in der Fischfabrik, oder zeigen sich Cembalisten in verfallenen Schlössern mit atemberaubenden Virtuosenstücken des 18. Jahrhunderts. Diese Tendenzen werden im Vortrag anhand von zwei Fallbeispielen genauer betrachtet. Abschließend wird gefragt, ob die neuen digitalen Möglichkeiten tatsächlich auch neue Formate und Aufführungspraxen generieren.
Corinna Herr studierte Musikwissenschaft, Komparatistik und Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum und am King’s College London. Sie wurde zu „starken Frauen” in der Oper des 17. und 18. Jahrhunderts im Jahr 2000 an der Universität Bremen promoviert und habilitierte sich an der Ruhr-Universität Bochum zum Thema Kastraten und Falsettisten in der Musikgeschichte (Gesang gegen die „Ordnung der Natur”? Kassel u. a. 2013). Sie ist Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Koblenz.
Ihre Forschungsinteressen liegen insbesondere im Musiktheater (vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart), der Geschichte, Theorie und Ästhetik der Singstimme sowie aktuell in Rollen und Funktionen von Musik in der digitalen Kultur (Digital Anthropology). Aktuell leitet sie ein DFG-Projekt zum Thema Darstellung und Repräsentation klassischer Musik bei YouTube: Aufführungs- und Lebenspraxen im digitalen Zeitalter. Der internationale Sammelband Rollen und Funktionen von Musik in der digitalen Ära, hrsg. von Corinna Herr, Wolfgang Fuhrmann und Veronika Keller, erscheint Anfang 2025 im Rombach-Verlag. Eine Monographie zum Projektthema ist in Arbeit.
Dauer: 90 Minuten. Eintritt frei.