Klanggestaltung und -ästhetik

Im Zuge der Musikübertragung müssen von den Akteuren Entscheidungen getroffen werden, die sich auf die Abbildung von Musik im allgemeinen und ihren Klang im speziellen auswirken. Dabei kann man bezogen auf die ursprüngliche Musikaufführung drei klangästhetische Zielsetzungen unterscheiden: die physikalisch korrekte, die psychologisch korrekte und die referenzlose Wiedergabe von Musik.

Polaritätsprofil
Polaritätsprofil. Foto: Hans-Joachim Maempel

Überlegungen zur Erreichung dieser Ziele betreffen die adressierbaren Wahrnehmungsprinzipien (z.B. Gestaltprinzipien), die zu berücksichtigenden Klangmerkmale (z.B. Klangfarbe, Lokalisation, Raumeindruck) und die spezifischen klanggestalterischen Mittel, die vor allem im Rahmen der Tonregie, der Mikrofonierung und der Audiobearbeitung zur Verfügung stehen. Der wissenschaftliche Zugang zu diesen Aspekten besteht in der Quellen- und theoretischen Arbeit, der Beobachtung sowie der Hebung impliziten Praxiswissens.

Mit Blick auf das Publikum ist der Einfluss klanggestalterischer Maßnahmen auf die klangliche und ästhetische Beurteilung von Musik von besonderem Interesse. Dieser ist Gegenstand experimenteller Forschung, typischerweise von Hörversuchen.

Die künstlerisch-technischen Eingriffe berühren auch Aspekte wie das Verhältnis von Original und Reproduktion und die Spielperfektion, denn eine von einem kommerziellen Tonträger wiedergegebene Musikdarbietung hat auch im Hinblick auf ihre zeitliche Struktur in der Regel so nie stattgefunden.

Das relativ junge Forschungsthema weist nicht nur Bezüge zur musikalischen Aufführungspraxis, zur künstlerisch-technischen Praxis der Musikübertragung und zur Studiotechnik auf, sondern auch zur Interpretationsforschung, insoweit das Handeln der Akteure als ein Akt der sekundären Interpretation von Musik verstanden werden kann.

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Dr. Hans-Joachim Maempel

Abteilungsleiter Abteilung III

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